Stefan Skowron
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass vor allem bildende Künstler sich mit Themen aus den Bereichen der Naturwissenschaften beschäftigen.
Schließlich gehört es noch immer zu den größten Leistungen des Menschen, Phänomene, die unser Leben bestimmen, es beeinflussen, ohne dass wir daran etwas ändern könnten, zu verstehen, sie sichtbar und - soweit dies möglich ist -, für uns nutzbar zu machen. Dieses Streben nach Erkenntnis hat mit dem Wesen des Menschen zu tun. Es ist Ausdruck für eine philosophische Welteinsicht, die uns nicht als Zentrum, wohl aber als Teil der Welt sieht. Der Kunst fällt dabei die Aufgabe zu, als Hort der Fantasie unser (neu) gewonnenes Wissen zu illustrieren, unseren Vorstellungen und Ideen ein Bild, eine Figur, eine Farbe zu geben. Durch die Kunst sehen wir, was nicht sichtbar ist; dass Licht Schatten wirft und Schatten Licht sein kann, dass nichts ohne Bewegung ist und der Mensch eine Seele besitzt. Alfred Kaufner gehört zu jenen, die die sie umgebene Welt in/mit ihren Werken nicht länger abbilden, imitieren, sondern ihren Phänomenen auf die Spur kommen wollen.
Der 1949 in Leer geborene Künstler hat sich schon während seines Lehramtsstudiums der Chemie und später in der Physik intensiv mit Farbe und Licht beschäftigt. Seit 1988 im BBK und seit 1993 freischaffend, befassen sich seine Werke mit diesen beiden Grundfesten der Wahrnehmung. Seine Objekte leben vom Gegenspiel der Materialien, ihrem Charakter, ihrem tradierten Nimbus. Engste Räume werden so vielfach besetzt. Der architektonische Bezug macht das Dargestellte für uns greifbar. Durch die Beschaffenheit der Oberfläche, ihre Farbe, ihre Reinheit und Ästhetik, mithin durch die Reflexion des Lichts. In seinen Zeichnungen indes sucht Kaufner, dem Licht tatsächlich eine eigene Körperlichkeit zu verleihen. Hier ist das Licht nicht Phänomen der Reflexion. Es geht nicht von einer Quelle aus. Alfred Kaufner geht es eher darum, das auf/in einer Fläche schon immer vorhandene, das eingeschriebene Licht zu zeigen. Das erinnert an die alte Frage, ob man Glas malen kann: Kann man auf einer zweidimensionalen Fläche etwas zeigen, das entweder durchsichtig ist, oder in dem sich die Welt spiegelt? Oder anders: Kann man Licht malen, es zeichnen? Alfred Kaufner zeigt, dass man das kann. Und er zeigt uns wie. Zuvorderst durch sparsamen Gebrauch von Farbe, Rot, Gelb. Sie bricht sich, ist nie rein, nie plane Fläche. Sie atmet, lässt den Malgrund hindurchleuchten. In Linien von einem Gitter, das sich in einem schnellen Rhythmus aus Hell und Dunkel manifestiert - lässt sie Licht entstehen, das leuchtet. Durch ausgesparte Felder drängt es hervor, taucht alles in eine ruhige, eine meditative Stimmung. Und das Auge beruhigt sich.
Seine Bilder sollen Andachtsbilder sein, Raum für Meditation geben, für Erfahrungen der Stille. Kaum anders lassen sich Alfred Kaufners Bilder sehen und lesen!